Geschichte
Der Abbau
Ursprünglich wurde am Steirischen Erzberg Pingenbau betrieben. Pingenbau erfolgt obertage in flachen Gruben. So wurden die weichen Verwitterungserze abgebaut. Einzelne dieser Erzkörper wurden in die Tiefe verfolgt, die ersten Stollen entstanden.
Im 16. Jahrhundert wurde auf kaiserliche Anordnung der Stollenbau eingeführt. Mit dem Schlägel wurde das Eisen in festes Erzgestein getrieben, mürbes Gestein hingegen wurde mit der Keilhaue zertrümmert und mit der Kratze hervorgezogen. Der Abbau von weichem Brauneisenstein mit der Keilhaue – die heute noch das Wappen mancher Gemeinden ziert – war die älteste Abbaumethode. Mit Fäustel und Bergeisen wurden Löcher in den Berg getrieben. Diese Löcher wurden mit Sprengpulver gefüllt und große Felsen in Stücke gesprengt.
Das Herstellen von Bohrlöchern erfolgte bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Hand. Bis zu drei Mann waren nötig, den Handbohrer ins Gestein zu treiben. Ab 1908 wurden Stoßbohrmaschinen eingeführt und ein Pressluftnetz über den Berg ausgebaut. 1930 wurden erste Versuche mit Bohrkränen unternommen. Unterschiedliche Drehschlagbohrer kamen zum Einsatz. Seit 1970 werden ausschließlich selbstfahrende hydraulische Bohrgeräte eingesetzt, die Bohrlöcher mit 15 cm Durchmesser erzeugen.
Am Erzberg wird seit dem Jahr 1820 im Tagebau abgebaut, die untertägige Gewinnung wurde 1899 eingestellt. 1932 wurde der Untertagebau wieder aufgenommen. 1948 wurde im Bereich der Erzbergspitze ein Trichterbau eingeführt. Die markante Pyramidenform des Erzberges entstand seit 1890, als der stufenförmige Tagebau eingeführt wurde. 1907 erreichte die Etagierung die Spitze und so waren es 60 Stufen („Etagen“) mit 12 Metern Höhe, 1928 halbierte man die Anzahl der Etagen: 30 Stufen – die nach Heiligen oder verdienten Bergleuten benannt sind – mit 24 Metern Höhe verleihen sie dem Erzberg sein heutiges Aussehen.
In den Anfängen des Bergbaues wurde das Erz in „Sackzügen“ zur Verarbeitung geschleppt. Das abgebaute Erz wurde in Säcke gefüllt, deren Unterseite mit Schweinshaut verstärkt war. Diese Säcke wurden von den Bergleuten auf einem Gestell oder einem Schlitten ins Tal gebracht.
Seit dem 16. Jahrhundert wurden Transportwägen, so genannte „Hunte“, auf Rädern verwendet. „Sackzieher“ transportierten die mit Säcken beladenen Hunte ins Tal.
An Stelle des Sackzuges wurde in den Jahren von 1810 bis 1817 ein Fördersystem mit Stollen und Schächten errichtet, um den Transport der gewonnenen Erze auf einem einzigen Hauptförderweg zu ermöglichen.
Mit Grubenhunten auf Schienen wurde das Erz aus dem Berg heraus zu den Erzhalden geschafft.
Pferdefuhrwerke hatten das Erz von den Gruben am Berg zu den Hochöfen ins Tal weitertransportiert. 1810 wurde die erste Eisenbahn beim Erzberg angelegt, von 1831 – 1835 wurde ein System aus mehreren Bahnen aufgebaut, das um den Berg führte. Die geförderten Erze oberhalb dieses Haupttransportweges wurden durch Schächte auf das Niveau der Bahn befördert. Die unterhalb gewonnenen Bodenschätze wurden bei Wassertonnenaufzügen auf Fördergefäße (adaptierte Eisenbahnwagen) verladen. Die mit Erz befüllten Wagen wurden von einem mit Wasser gefüllten, talwärts fahrenden Wagen nach oben gezogen.
Der Einsatz von Baggern zum Verfüllen machte es nötig, das Fassungsvermögen der Hunte zu vergrößern. Die Nutzlast wurde von 7 auf 32 Tonnen ausgebaut. 1951 übernahmen Schwerlastkraftwagen die Funktion der Schienenhunte. Die ersten SLKW konnten eine Nutzlast von 13,6 t befördern. Seit dem Jahr 1963 werden bis zu 120 t Gestein mit den SLKW transportiert, der Transport des abgebauten Erzes war nicht mehr an Gleise gebunden.
Die Kratze und der Fülltrog waren die ältesten Werkzeuge zum „Wegfüllen“ des erzhaltigen Gesteins. Beim Wegfüllen des Gesteins wurde „taubes“ Gestein vom Erz getrennt („ausgehalten“).
Die Hunte wurden mittels Trögen beladen. Erst 1910 wurden die Tröge durch Dampfbagger ersetzt, die auf Schienen fuhren. In den Löffeln dieser Dampfbagger konnten bis zu zwei Kubikmeter Gestein weggefüllt werden, 15 derartiger Bagger waren 1918 am Erzberg vorhanden. Zehn Jahre später wurden Elektrobagger eingeführt.
Diese waren nicht mehr schienengebunden, sondern fuhren auf Raupen. 43 Bagger waren bis 1944 am Erzberg. Nach Kriegsende waren inklusive der alten Dampfbagger nur mehr 24 Bagger verfügbar. 1950 wurden fünf neue Elektrobagger mit drei Kubikmeter Schaufelinhalt eingesetzt. 1951 nahmen Schwerlastkraftwagen die Arbeit auf.
Radlader sind am Erzberg seit dem Jahr 1968 zum Befüllen der SLKW unterwegs und ergänzen die Baggerarbeiten. Mit den Schaufeln der Radlader konnten bereits vier Kubikmeter Gestein verladen werden. Zwei Jahre später schon übernahmen vier Elektrobagger mit 6,1 m³ Löffelinhalt die Wegfüllarbeit. Nach 1980 kamen sechs Radlader mit 9,6 m³ Schaufelinhalt dazu.
Ca. 25 Tonnen Gestein können heute mit einer einzigen Schaufelbewegung verladen werden. Die gegenwärtig zum Verfüllen eingesetzten Radlader haben eine Motorleistung von 800 PS, bringen bis zu 11 Kubikmeter Material in ihre Schaufeln und wiegen an die 100 Tonnen.
Der Transport
Die am westlichen Talgrund entlang fahrenden Erzzüge wurden zum Charakteristikum für Eisenerz. Über den sogenannten „Huntslauf“ wurde das Erz zum Bahnhof in Eisenerz gebracht. In der Erzverladeanlage wurden die Waggons befüllt und das Erz zu den Hütten nach Linz und Donawitz weitertransportiert. Die Erzverladeanlage wurde Mitte der 80-er Jahre eingestellt.
Ab 1810 bildeten staffelartig angeordnete Sturzschächte, die durch Horizontalstollen verbunden waren, die Hauptförderstrecke. Das Gestein wurde mit Förderwagen auf Schienen aus dem Berg transportiert und in einem Erzmagazin gesammelt. Von der sogenannten „Sybold-Halde“ aus wurde das Erz an die Hochöfen verteilt. Schienenhunte und Pferdeförderbahnen erledigten den Transport des Erzes.
Die Errichtung von Rostöfen brachte für den Huntslauf eine Erweiterung. Endete er 1835 beim Wrbna-Ofen in Eisenerz, wurde er 1882 bis zur Erzverladestation am Bahnhof verlängert.
1873 wurde die Eisenbahnstrecke von Eisenerz nach Hieflau eröffnet, 1878 fuhren auf der Erzförderbahn Wismath – Präbichl die ersten Dampflokomotiven.
1883 wurde der Huntslauf teilweise zweigleisig ausgebaut und mit einer elektrischen Signalanlage ausgerüstet.
Ab 1891 war die Erzbergbahn Vordernberg – Eisenerz durchgehend befahrbar.
1898 wurde in Krumpental eine elektrische Dampfzentrale eingerichtet, der Huntslauf Ende 1899 elektrifiziert und 1901 nach Münichtal zu den Hochöfen verlängert.
Bereits 1899 kam die erste 40 PS-E-Lok von Siemens & Halske auf dem Huntslauf zum Einsatz und 1900 folgten weitere sechs Lokomotiven mit 25 PS auf der Etage Dreikönig.
Mit den Zügen wurde nicht nur das Erz zu den Verladestationen und Hochöfen transportiert, auch die Belegschaft fuhr zu den Arbeitsstätten am Berg.
In den folgenden Jahrzehnten wurden immer leistungsstärkere Lokomotiven eingesetzt und zuletzt verkehrten auf der Strecke drei Garnituren mit je sechs Bodenentleerern mit 9 m³ Fassungsvermögen, die von 320 PS-Lokomotiven gezogen wurden. Nach Aufgabe des Hochofenbetriebes diente der Huntslauf seit 1945 vorwiegend dem Erztransport zum Bahnhof Eisenerz.
Die Neuerrichtung einer modernen Verladeeinrichtung neben der Aufbereitungsanlage im Krumpental brachte 1984 das Ende für die Huntslauf-Strecke.
Die Sprengungen
Mit Pulver wurde erstmals im Jahr 1720 am Steirischen Erzberg gesprengt. 1870 kam schließlich Dynamit für die Sprengungen zum Einsatz. Sechs Jahre später erfolgte die Einführung elektrischer Minenzünder.
Auch flüssige Luft wurde vorübergehend als Sprengmittel eingesetzt, der Umgang mit den Sprengpatronen war allerdings zu umständlich und gefährlich. Ammoniumnitrat-Öl-Sprengstoffe wurden Anfang der Sechziger Jahre eingesetzt und sind bis heute in Verwendung geblieben.
Sprengungen am Erzberg zählten von Anfang an zu den besonderen Attraktionen für die Besucher. Die Sprengzeiten wurden in Reiseführern extra angegeben. Auf alten Postkarten sind die Staubwolken der Sprengungen gar nachträglich eingezeichnet worden, um die Dramatik der Bilder zu erhöhen!
Mehrmals in der Woche wird heute gesprengt. Der sprengbefugte Obersteiger führt die Sprengungen durch. Er bringt einen Emulsionssprengstoff mittels Booster und NONEL-(Non electronic)-Zünder in den „Bohrlochtiefsten“ zur Explosion. Ca. 40.000 – 50.000 Tonnen Gestein werden so pro Sprengvorgang weggesprengt.
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